Selbstbehauptung und Selbstverteidugung

Vor über 15 Jahren habe ich das erste Mal an einem Kurs der Polizei Bonn zum Training meiner Selbstbehauptung teilgenommen. Schon seit einiger Zeit spiele ich mit dem Gedanken, nochmals dieses Kursangebot zu buchen. Es sprechen mehrere Gründe für eine Auffrischung, die ich in diesem Blogpost reflektieren möchte.
Warum ich damals an dem Selbstbehauptungskurs der Bonner Polizei teilgenommen habe
Ich erinnere mich noch sehr gut an das Gespräch, dass ich mit einer Doktorandin geführt habe: Wir standen beide nach einem Treffen einer Fortbildung für Doktorandinnen in Bonn-Poppelsdorf am Fahrradständer, um unsere Drahtesel von den Sicherheitsketten zu befreien. Es dämmerte schon ein klein wenig und irgendwie kamen wir auf eine Unterführung in Bonn-Beuel zu sprechen. Mein damaliger Heimweg beinhaltete diese Unterführung und aus irgendeinem Grund erzählte ich davon. Meine Mitstreiterin hielt ihr bereits offenes Fahrradschloss in ihren Händen, stockte jedoch plötzlich und erzählte mir dann von einer traumatischen Begegnung mit einem Grabscher in eben dieser Unterführung. Sie berichtete, dass sie im Moment der Tat hilflos und wie gelähmt vor dem Täter stand, ohne die Fähigkeit um Hilfe zu schreien. Mich beeindruckte und beunruhigte ihre Schilderung so sehr, dass ich kurzerhand beschloss, an einem Selbstverteidigungskurs teilzunehmen.
Meine Recherche nach Kursangeboten für Selbstverteidigung führte mich schnell zu jenem Training, das die Bonner Polizei im Polizeipräsidium anbietet. Und ich kann mich nur immer wieder wiederholen: Für dieses geniale Training würde ich meine Hand ins Feuer legen, weil ich unfassbar vieles über mich erfahren durfte und in einem realistischen und dennoch geschützten Rahmen trainieren konnte.
Link-Tipp: Selbstbehauptungkurs im Polizeipräsidium Bonn
Situationen, in denen ich mich selbstverteidigen musste
Leider habe ich Situationen in meiner Kindheit erlebt, in denen ich mich sicherlich stärker hatte selbstverteidigen wollen. Zwei Mobbing-Erfahrung in der Grundschule sind mir auch heute noch sehr präsent im Kopf und ich wünsche wirklich niemandem derartiges. Als sehr sportliches Mädchen, das schneller lief als die älteren Jungs und eine Kurzhaarfrisur trug, damit ich beim Klettern nicht in den Ästen hängenblieb, wurde ich regelmäßig gefragt, ob ich denn wirklich ein Mädchen sei. Der absolute Tiefpunkt war eine Verfolgung bis über die Toilettentür hinaus, um „mal nachzusehen“ wie ich denn pinkeln würde. Damals wusste ich nicht, dass ich darüber sprechen sollte. Auf Toilette ging ich nur noch während der Unterrichtsstunde, wenn ich wusste, dass die Täterinnen im Klassenzimmer waren. Aufgrund dieser Erfahrung plädiere ich für eine möglichst frühes Kindertraining in Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.
Meine im Polizeikurs erworbenen Verteidigungstechniken durfte ich erstmals in einer Kneipe in Österreich in einer realen Konfliktsituation anwenden. Der sichtlich angetrunkene Kneipenwirt und Besitzer der Einrichtung belästigte eine über siebzigjährige Mitreisende meiner Reisegruppe. Als die Hand des Wirts Richtung Oberschenkel der offensichtlich geschockten Dame wanderte, setzte ich mich kurzerhand auf ihren Platz und wies den Wirt zurecht. Wir standen auf und er packte mich an beiden Unterarmen. Im Hintergrund lief Helene Fischers Song „Atemlos“. Meine Reisegruppe, in der auch drei erwachsene starke Männer mit am Tisch saßen, guckten dem Geschehen wie versteinert zu.
Geistesgegenwärtig reagierte ich – wie im Selbstbehauptungskurs ausgiebig trainiert – mit lautstarker Verbalabwehr („Lassen Sie mich sofort los!“) und einem gezielten Befreiungsgriff aus den Fängen des Aggressors. Wir verließen umgehend die Kneipe und kümmerten uns um die ältere Mitreisende. Ich war stolz auf mich, dass ich das erlernte Wissen und Können treffsicher und effektiv umsetzen konnte.
Persönlicher Tanzkreis und Mut, zu sich selbst zu stehen
Im Selbstbehauptungskurs im Polizeipräsidium Bonn lernte ich meinen persönlichen Tanzkreis (die eigene Wohlfühlzone mit individuell großem oder kleinen Abstand zu anderen Personen) über diverse Trainingseinheiten kennen. Die oben beschriebene Kneipensituation hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, mit Mut voranzugehen, wenn andere sich nicht trauen, einer betroffenen Personen zur Hilfe zu kommen. Es benötigt weit mehr als „nur“ handfeste Verteidigungsgriffe und Schlagtechniken, um sich sicher wehren zu können. Mit Voraussicht lässt vieles schon im Vorfeld vermeiden bzw. deeskalieren. Aus diesem Grund lege ich die Teilnahme an Selbstbehauptungskursen und Selbstverteidigungstrainings allen wärmstens ans Herz!
Mein Blogpost auf rosiwuertz.de Selbstbehauptung für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz